Wie verändert Corona unsere Arbeitswelt?
Risiken und Nebenwirkungen für die Jobsuche
Die Corona-Krise hat unser Leben massiv verändert. Kaum jemand hätte sich noch vor einem halben Jahr gedacht, dass 1 Million Arbeitnehmer*innen in Kurzarbeit geschickt, tausende Menschen ihren Job verlieren und Klopapier, Reis sowie Desinfektionsmittel in Österreich zur Mangelware werden können. Unternehmen wurden auf eine harte Probe gestellt und haben in vielen Fällen mit Improvisationsgeschick und Teamspirit den Lock-down gemeistert. Dabei entstand ein enormen Innovationsschub: Neben einer rasanten Digitalisierung wurden Arbeitsprozesse neu aufgesetzt und viele Präsenztermine in Online-Formate gegossen.
Auch wir bei Uniport haben den Event- und Beratungsbereich binnen kurzer Zeit auf eine digitale Ebene gehoben. Präsenzveranstaltungen wie das Naturtalente-Programm und die Lange Nacht der Unternehmen wurden erfolgreich in die virtuelle Welt katapultiert und Beratungen via skype oder Telefon sind mittlerweile fast State of the Art. In Krisenzeiten kommen dem Wissensmanagement und dem Austausch im Team Schlüsselrollen zu. Es wurde sichtbar wie wichtig informelle Kommunikationswege und die Türangelgespräche für einen friktionsfreien Arbeitsalltag sind. Mittlerweile versuchen wir uns in einem Mix aus Alt und Neu zurechtzufinden. Ein Balanceakt zwischen persönlich und digital!
Wie hat Corona nun unsere Arbeitswelt verändert? Wir haben für dich die wichtigsten Trends zusammengetragen:
Homeoffice ist zum Alltag geworden
In den vergangenen Monaten haben hunderttausende Österreicher*innen ihren Arbeitsplatz vom Büro in die eigenen vier Wände verlegt. Laut Arbeitsklima-Index der Arbeiterkammer saßen rund 40 Prozent der Arbeitnehmer*innen im Homeoffice. Zum Vergleich: Vor der Krise waren es rund 20 Prozent. Homeoffice ist zur Normalität geworden. Expert*innen gehen davon aus, dass das Homeoffice by default auch nach der Corona-Krise bleiben könnte. Laut einer Studie von Stepstone wollen rund zwei Drittel der Befragten das Homeoffice beibehalten.
Ein Mix aus alten und neuen Kommunikationsformen bestimmt den Arbeitsalltag
Die Corona Krise hat die Digitalisierung nochmals rasant vorangetrieben. Das Durcheinander unterschiedlicher Kommunikationstools ordnet sich langsam und auch die technische Ausstattung hat sich in kurzer Zeit professionalisiert. Eine Reihe an Softwareprogrammen für Videobesprechungen und Chats wie MS Teams, goto webinar, slack, zoom uvm. gehören zu unserem neuen Büroalltag selbstverständlich dazu. Auch kontaktlose Services (z.B. beim Bezahlen, bei Essenlieferungen, Postzustellung etc.) werden verstärkt ausgebaut und Dienstreisen sind zur Ausnahme geworden. Diese Entwicklungen sind branchenübergreifend und verändern unseren Arbeitsalltag enorm!
Agile Arbeitsformen brauchen ein Mehr an kooperativen Führungsstil
Die digitale Arbeitswelt ist komplexer und unübersichtlicher denn je. Das Mindset vieler Führungskräfte verändert sich. Feste Organisationsstrukturen und ein hierarchischer Führungsstil werden seit der Krise stärker hinterfragt und auch der Trend zu zeit- und ortsunabhängigen Arbeiten hat sich nochmals intensiviert.
Dies hat Vor- und Nachteile: Mehr persönliche Freiheit und Flexibilität lassen Grenzen zwischen beruflichen und persönlichen Sphären verschwimmen. Auch die Rolle der Führung verschiebt sich stärker in Richtung Moderation, Motivation und Coaching der Mitarbeiter*innen. Dies verlangt wiederum mehr Selbstmanagement und Eigenverantwortung von Seiten der Mitarbeiter*innen und hohe Kommunikationsskills von Seiten der Führung.
Frauen drohen in die 1950er Jahre zurückkatapultiert zu werden
Frauen zählen zweifellos zu den großen Verliererinnen der Krise. Laut einer aktuellen Studie sind 85% der durch corona-bedingten Arbeitslosen weiblich! Während bereits vor der Krise zwei Drittel der unbezahlten Arbeit von Frauen geleistet wurde, verschärft sich durch die Krise diese Situation zusätzlich. So sind es vor allem Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder sogar ganz aussetzen um die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu substituieren und im Multitasking-Stil Haushalts- und Kinderbetreuungstätigkeiten verrichten.
Die Folgen sind noch schwer abschätzbar: Die Armutsgefährdung und die eigenständige Existenzsicherung von Frauen wird weiter steigen und es geht enormes Know-how am Arbeitsmarkt verloren. Österreichs Frauen sind so gut ausgebildet wie noch nie und haben bereits im Studienjahr 2012/13 die 60-Prozent-Marke an Universitätsabsolvent*innen durchstoßen. Und dennoch hindert die Teilzeitquote und die Care-Arbeit Frauen daran ihr berufliches Potenzial zur vollen Entfaltung zu bringen. Ein Trend der durch die Corona-Krise enorm verschärft wird und sozialpolitisch und zivilgesellschaftlich einem besonderen Augenmerk bedarf.
„Systemrelevanz“ als neuer Garant für Jobsicherheit?
Durch die Corona-Pandemie wurde sichtbar welche Mitarbeiter*innen systemrelevant und somit eine Schlüsselrolle im Unternehmen einnehmen und welche Aufgaben möglichweise auch „entbehrlich“ sind. Dieser Blick wird wohl auch mittelfristig den Arbeitsmarkt prägen und könnte den Trend zu einer kleineren fixen Stammbelegschaft und einer größeren Zahl an „freien ProjektmitarbeiterInnen“ verstärken.
Daniela Wittinger | Karriereberaterin bei Uniport, Soziologin, systemische Coach und Organisationsberaterin
Bunte Biographien, verschlungene Bildungs- und Berufswege faszinieren sie schon immer. Die Beschäftigung mit beruflichen Veränderungsprozessen und Neuanfängen zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur hypnosystemischen Beraterin.