Friends with Benefits
Aktiviere dein persönliches Netzwerk
„Networking" – das klang für dich immer nach Typen in schlechtsitzenden Anzügen, die sich jeden ersten Dienstag im Monat den Arbeitsfrust von der Seele trinken, um dann mutig die Branchen- Kollegin anzutanzen. Oder umgekehrt. Und das Alternativszenario – „zwanzig GründerInnen, high von handgeschöpftem Rosmarin-Gin, pitchen um ihr Leben“ – sagte dir ebenso wenig zu. Jetzt naht dein Studien-Ende und du denkst sehnsüchtig an die Visitenkarten, die dir auf den vielen Networking-Events entgangen sind, während du lieber mit deinen Freunden Fußball gespielt hast.
Wie soll ich ohne Kontakte jemals einen Job finden?
Eine durchaus berechtigte Frage, denn laut Statistik Austria haben 56 Prozent der Berufseinsteiger*innen ihren Job über informelle Quellen gefunden. Bei den Akademiker*innen unter den Berufseinsteiger*innen sind es zwar „nur" 44 Prozent, aber immer noch fast die Hälfte haben ihr Netzwerk genutzt. Der ‚verdeckte Arbeitsmarkt‘ speist sich aus den sozialen Netzwerken der Chefs und Mitarbeiter*innen. Das heißt, tausende Jobs werden jeden Monat unter der Hand vergeben und schaffen es niemals in Jobbörsen, Zeitungen oder auf Firmenhomepages. Professionelles Recruiting ist teuer und zeitaufwändig, da hören viele Arbeitgeber*nnen lieber auf die persönliche Empfehlung ihres Umfelds.
Du musst dein Netzwerk nur sehen
Trotzdem solltest du beim Anblick dieser Zahlen nicht gleich verzweifeln. Denn knapp ein Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 15 und 34 Jahren findet den ersten Job mit Hilfe von Familienangehörigen, Freund*innen oder Bekannten. Das heißt, auch wenn du kein Golfchampion bist, dich nicht im „Uni-Management-Club" engagierst und auch nicht wahnsinnig gerne Small Talk führst, besitzt du ein Netzwerk aus Familie, Freund*innen, Bekannten und Studienkolleg*innen. Du musst es nur sehen. Arbeitet euer Torwart nicht in genau der Branche, in der du gerne Fuß fassen möchtest? Ist die beste Freundin deiner Mutter nicht Recruiting-Leiterin dieses internationalen Unternehmens, und was machen eigentlich deine Schulfreund*innen, mit denen du noch immer auf Facebook verbunden bist?
Jede*r beginnt im Kleinen
Mit einem Netzwerk verhält es sich wie mit einem Stein, der ins Wasser fällt: Aus kleinen Kreisen werden allmählich größere. Jede*r beginnt im Kleinen – schon während des Studiums oder im Rahmen deiner Ferialpraktika lernst du unterschiedliche Leute kennen. Das Meiste davon passiert ganz automatisch und ohne den Besuch von Networking-Events. Durch Umzüge, neue Lebensabschnitte und Hobbies vergrößert sich dein soziales Netzwerk mit der Zeit. Aus gemeinsamen Interessen wie Sport, Musik oder IT können sowohl private als auch berufliche Kontakte entstehen. Und die brauchst du insbesondere in Zeiten von Umbrüchen und Neuorientierung, wie dem Studienabschluss oder dem Wiedereinstieg. Während dir die einen emotionalen Rückhalt und praktische Hilfe bieten, können andere dich ganz konkret bei den nächsten Karriereschritten unterstützen, Kontakte vermitteln und wichtige Inputs liefern.
The Social Network
Ein "soziales Netzwerk" beschreibt soziale Interaktionen unterschiedlichster Form. Der Begriff tauchte erstmals bei den englischen Ethnosoziologen der Manchester School in den 1960er- und 1970er-Jahren auf. Diese beschrieben damit die lose Selbstorganisation von ZuwandererInnen in kolonialen Industriestädten. Heute assoziiert man soziale Netzwerke primär mit Online-Netzwerken wie „Facebook", „Instagram" oder „LinkedIn" und übersieht dabei gerne das Naheliegendste: Den/die Sitznachbar*in, FreundIn, Bruder, Schwester oder Professor*in. Online-Networking ermöglicht zwar eine erhöhte Sichtbarkeit und eine viel größere Reichweite, allerdings sind diese Kontakte weit weniger wert als persönliche Kontakte. In der Online-Kommunikation fehlt das Gefühl für die Persönlichkeit und den Charakter meines Gegenübers.
Mehr Vertrauen bei Offline-Kontakten
Schüttle ich jemandem die Hand, schaue ihm/ihr in die Augen und kann seine/ihre Mimik und Gestik deuten, dann kann ich die Person sofort beurteilen, und sie bleibt mir in Erinnerung. Um mit persönlichen Kontakten verbunden zu bleiben oder um persönliche Kontakte aufzubauen, eignen sich Online-Netzwerke hingegen ganz ausgezeichnet. Online-Plattformen visualisieren dir zudem deine Kontakte zweiten und dritten Grades. Gerade bei der Jobsuche können Freund*innen der Freund*innen, d.h. die Kontakte deiner Kontakte, oft hilfreiche Informationen und Tipps bereithalten.
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