< Previous40tionshalle im Gespräch mit Metallarbeite-rInnen vorstel-len, als bei der Frage, welcher Ohrring die Au-gen mehr zum Leuchten bringt. Fachwissen in konkreten betriebswirtschaftlichen Fragestellun-gen holte sie in Lehrgängen für Führungskräfte auf der WU Executive Academy nach. „Nach der Matura hatte ich eigentlich nur einen Plan: Ich wollte unbedingt für ein Jahr nach Lateinameri-ka. Und da dachte ich mir, es ist erstens gescheit, wenn ich Spanisch lerne und zweitens habe ich eine super Argumentation zuhause – nur so unter-stützen meine Eltern das Auslandsjahr.“ Der Plan ging auf, ein Jahr verbrachte sie in Südamerika. Ihr Vater, selbst Absolvent der Hochschule für Welthandel, hat ihr Sprachstudium nie als Nachteil gesehen: „Wir haben ja auf der ganzen Welt Standor-te, da ist es ein klarer Vorteil, wenn man nicht nur die Spra-chen spricht, sondern auch die Kulturen kennenlernt.“ Zu Beginn ist die Tochter im Unternehmen manch-mal auch auf Skepsis gestoßen, auch wenn die Übergabe sehr behutsam vorbereitet wurde. „Am Anfang hat sich der eine oder andere gedacht: ‚Na schaun ma mal – das Mädel …‘ Die Vorsichtigen haben ‚das Mädel‘ dann tatsächlich ein, zwei Jahre lang beobachtet, bevor sie überzeugt waren, dass ich mich wirklich für die Industrie interessiere und nachhaltig für Berndorf da sein werde. Heu-te sind die Skeptiker meine größten Freunde“, so Sonja Zimmermann. „Man spürt, dass die Leute sich freuen, wenn sie auftaucht. Und sie sind auch froh, dass es eine ge-sicherte Nachfolge gibt“, bestätigt der Vater.Schnell merkt man: Der Generationenwechsel kam genau zur richtigen Zeit. Das Unternehmen muss nicht mehr gerettet, nicht mehr aufgebaut wer-den, es muss sich den neuen Herausforderungen unserer Zeit stellen: „Digitalisierung“ und „War of Talents“ sind nur zwei der großen Themen für die es auch ein neues Ver-ständnis von Arbeitswelt ge-ben muss: „Ich bin noch aus der Nachkriegsgeneration. Rücksichtsloses Hackeln bis zum Umfallen, sonst kommst du nicht nach vor-ne. Das hat sich geändert, die heutige Generation blickt nur noch verwundert auf uns Fossile her-unter.“ Im Gegensatz zu ihrem Vater unterstützt Sonja Zimmermann Väter, die in Karenz gehen möchten und weiß, dass gute Arbeitsbedingun-gen und eine gesunde Work-Life-Balance wichtig sind, um für die hoch technologisierten Produkte die besten Leute nach Berndorf zu holen. Umgekehrt werden ihre Kinder nur dann eine Chance bekommen das Unternehmen weiterzu-führen, wenn sie sich qualifizieren: „Nur Kraft des Namens oder der Erbfolge gibt es in Berndorf kei-nen Job. Sonst lebt das Unternehmen genau zwei Generationen.“ Entgeltliche Anzeige41Ein Physiker in der BeratungFür eine Karriere bei McKinsey brauchst du keinen BWL-Abschluss, auch QuereinsteigerInnen sind in der Beratung gerne gesehen. Physiker Wolfgang Trasischker über seinen spannenden Einstieg in die internati-onale Unternehmensberatung. Wie waren deine ersten Wochen als Berater?Die waren natürlich erstmal ganz anders als die ver-traute Arbeit im Labor. McKinsey gibt sich große Mühe, neue Kollegen gut auf den Einstieg vorzu-bereiten. So habe ich unter anderem einen dreiwö-chigen Crashkurs in BWL bekommen, intern Mi-ni-MBA genannt, und wurde in etlichen Trainings gut vorbereitet. Aber der Großteil der Lernkurve erfolgt „on the job“.Junge Kollegen gehen sehr schnell mit zu den Klienten und sind ein vollständiger Bestandteil des Teams. Dabei wird man aber nie allein gelassen. Die Atmosphäre im Teamraum ist sehr kollegial und er-fahrenere Kollegen unterstützen die Neueinsteiger. Was gefällt dir am besten an deinem Job?Die Möglichkeit, an wirklich wichtigen Themen mitzuarbeiten. Unsere Projekte sind für die Un-ternehmen, für die wir arbeiten, üblicherweise zu-kunftsweisend und leiten oft große Veränderungen ein. Momentan arbeite ich an einer Digitalisierungs-strategie und unsere Arbeit wird zu tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeitsweise unseres Klien-ten führen. Es ist schon sehr spannend, sich mit Technologien zu beschäftigen, die ganze Industrien verändern und bestimmte Zusammenhänge in der Wirtschaft besser zu verstehen. Zum Beispiel habe ich mich intensiv mit der Automobilindustrie und Trends rund um „Connected Cars“ und „Autono-mous Driving“ auseinandergesetzt. Was hat dich am meisten überrascht?Dass es bei McKinsey so viele unterschiedliche und extrem nette und hilfsbereite Leute gibt! Statt Ellen-bogen-Mentalität entsteht ein toller Teamgeist. Welche Erfahrungen aus der Forschung kannst du gut nutzen?Es gibt viele Fähigkeiten, die man beim PhD lernt, und die man in der Beratung gut nutzen kann. Zum Beispiel, ein großes Problem oder eine große Aufga-be gut zu strukturieren und selbstständig Lösungsan-sätze zu erarbeiten. Zudem ist es hilfreich, einordnen zu können, welche Bedeutung bestimmte Fachpu-blikationen für die Qualität einer Forschungsabtei-lung und Patente spielen. Was sind die größten Herausforderungen?Montags morgens geht es immer früh los, da wir üb-licherweise zum Klienten reisen. Das ist oft eine gro-ße Herausforderung für mich. Abgesehen davon ist der Job nicht 9–5 und dadurch ist es oft nicht ganz einfach, allen außerberuflichen Interessen nachzuge-hen. Um hier einen guten Ausgleich zu finden, kön-nen wir uns zum Beispiel bis zu zwei zusätzliche Mo-nate im Jahr frei nehmen, die Initiative „Take Time“ ist eine Art unkompliziertes Sabbatical. McKinsey & Company ist die weltweit führende Unternehmensberatung für das Topmanagement. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit 127 Büros in 65 Ländern.Nach seinem Physikstudium an der Uni Wien promovierte Dr. Wolfgang Trasischker an der Medizinischen Universität in Wien in Medizinischer Physik und war anschließend als Postdoc-Forscher am „Massachusetts General Hospital“ und der „Harvard Medical School“ tätig. Inzwischen unterstützt Trasischker als Berater bei McKinsey das Wiener Büro.Ausblick• Und wie geht’s dann weiter?So sehr mir die Arbeit in einer Kinder- und Ju-gend-WG Spaß macht, so sehr fordert sie mich emotional – in den ersten drei Semestern meines Studiums ist leider nicht viel weitergegangen und auch für Reisen blieb in den letzten fünf Jahren wenig Zeit. Meine Begeisterung für andere Län-der und Kulturen wurde schon mit 17 Jahren während meiner Ausbildung geweckt, als ich ein Semester in Costa Rica verbrachte und Freiwilli-genarbeit in Ghana leistete. In meiner Bildungs-karenz will ich neben meinem Studium auch ein paar Praktika machen, meine Fühler ausstrecken und meine Möglichkeiten besser kennenlernen. Und auch privat will ich meinen Horizont erwei-tern und die Welt entdecken: Im September war ich in Kenia, im Februar geht’s nach Mittelameri-ka und für den Sommer stehen Bali, Brasilien und Peru am Plan. Mein Job als Sozialpädagogin hat mir gezeigt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Ich fände es spannend, nach dem Studium Didak-tik zu unterrichten. Mut zur LückeInteresse an fremden Ländern hatte Clara (25) immer schon, nur die Zeit fehlte der diplomierten Sozialpädagogin. In ihrer einjährigen Bildungskarenz möchte sie nun ihr Studium der Kultur- und Sozialanthropologie an der Uni-versität Wien vertiefen und ganz viel reisen. Wenn die Exceltabellen vor deinen übermüdeten Augen zu tanzen beginnen und nicht einmal das lustige Tiervideo den Blick zu schärfen weiß, hilft nur noch eine Augen-Yoga-Übung, um den Durch-blick wiederzuerlangen. Richte deinen Blick zur Nasenspitze, halte dies für einige Sekunden, da-nach Blick zum Daumen deines ausgestreckten Arms, danach in die Ferne schweifen lassen und wieder zurück. Wechsle im Atemrhythmus zwi-schen diesen drei Bezugspunkten und wiederhole die Übung mindesten fünf Mal. G’spia di!42• Und wie geht’s dann weiter?Während Wunderwuzzi Orson Welles 1947 in Rom den Film „Graf Cagliostro“ drehte, verliebte er sich in den damals noch unbekannten „Negroni“. Einer US-amerikanischen Zeitung beschrieb er seinen blutroten Lieblingsdrink mit den Worten: „The bitters are excellent for your liver, the gin is bad for you. They balance each other.“ Negroni:• 3cl Dry Gin• 3cl Roter Wermut• 3cl CampariAlle Zutaten vermengen und mit Eiswürfel und einem Stück Orangenschale servieren.Der Sprit der MachtAls eine Plattform auf der ArbeitnehmerInnen Ar-beitgeber bewerten, will Kununu volle fünf Ster-ne erreichen: Am 24. und 31.12. ist der Betrieb geschlossen, jede/r MitarbeiterIn bekommt ein MacBook, das auch privat genutzt werden darf, Essensgutscheine von 4,40 Euro pro Tag und darf seinen Wautzi mit ins Büro bringen. Für Mitarbei-terempfehlungen gibt’s eine Prämie und Home Office, Sabbaticals und Bildungskarenz werden gerne genehmigt. Benefit or Beneshit KununuWe are all in this together High School Musical 3Together Forever Rick Astley Allein Allein Polarkreis 18 Do It Myself RussThe Winner Takes It All ABBADein Soundtrack für Gruppenarbeiten4344Hirn, Herz, Bauch Wie treffe ich Entscheidungen? Sonntag bei Michi und seiner Freundin Julia zu Hause. Die beiden sitzen auf der Couch und un-terhalten sich angeregt. Auf Michis Schoß sein Laptop, auf dem er sich gerade die Websites un-zähliger Universitäten ansieht. Das Thema ist wieder einmal das Studium. Zwar ist Michi immer noch mitten im Zivildienst, trotzdem beschäftigt er sich schon ausgiebig mit dem nächsten großen Lebensabschnitt: Welches Studium ist das richtige für mich? Eine Entscheidung, die die meisten von uns schon getroffen haben. Doch bestimmt kann sich jede/r daran erinnern, wie schwierig es war heraus-zufinden, was das Richtige für uns ist. Die Mög-lichkeiten sind endlos. Verfahrenstechnik, Psy-chologie, Sportwissenschaften – Michi will einen dieser drei Studiengänge belegen. Seit Wochen beschäftigt er sich mit dem Thema, aber mit jeder beantworteten Frage tun sich zwei neue auf. „Das Angebot ist riesig. Zwar gibt es auf den Websites der Unis Übersichten der Studieninhalte, aber das hilft mir nicht bei meiner Entscheidung. Man findet auf fast jede Frage eine Antwort, aber man muss viel zu lange danach suchen und manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mich dadurch dann wirklich auskenne.“ Was Michi beschreibt ist ein geläufiges Problem bei großen Entscheidungen. Je mehr Informati-onen wir zur Verfügung haben, desto schwerer wird es, sie ordentlich zu verarbeiten. In seinem Buch „Economic psychology: An introduction“ er-klärt Prof. Erich Kirchler, Wirtschaftspsychologe an der Universität Wien, warum das so ist. Empiri-sche Studien haben gezeigt, dass die Kapazität ei-nes Menschen, Informationen zu verarbeiten, be-grenzt ist. Wenn wir nicht genug Zeit haben, um alle Informationen ausreichend zu analysieren, passieren Fehler und wir können keine gute Ent-scheidung mehr treffen. Das kommt besonders oft vor, wenn wir Entscheidungen treffen müssen, Erdbeer- oder Vanilleeis? Ausgehen oder Chillen? Mas -terstudium oder Jobeinstieg? Entscheidungen be-gleiten uns unser ganzes Leben. Wir treffen täglich unzählige davon. Doch gerade als Studierender steht man vor vielen großen, oft lebensverändernden Entscheidungen. Drei StudentInnen erzählen, wie sie damit umgegangen sind. Text von Lena SchmidFotos von Alexander Gotter• Aus dem LebenMichi (20) will nach seinem Zivildienst Verfahrenstechnik, Psychologie oderSportwissenschaften studieren.46Ágota (21) studiert seit zwei Jahren Geographie und Physik auf Lehramt. Rückblickend würde sie eine andere Fächerkombination wählen. • Aus dem Leben47bei denen die Konsequenzen der einzelnen Aus-gangssituationen nicht klar ersichtlich sind. Wie zum Beispiel bei der Entscheidung für ein Studi-um, eine neue Wohnung oder die Trennung von einem/einer PartnerIn. Wir wissen nicht, wie es uns später mit der Entscheidung gehen wird, weil wir keine Möglichkeit haben, die zukünftige Situ-ation ausreichend nachzustellen. Bei so großen Entscheidungen fehlen uns Zeit, In-formationen und Erfahrungswerte, um alle Mög-lichkeiten ausreichend zu analysieren. Alltägliche Entscheidungen – wie ob wir lieber mit dem Radl oder der Bim fahren – sind leicht zu treffen, weil wir genau wissen, was auf uns zukommt, wenn wir uns für die eine oder die andere Sache ent-scheiden. Es gibt meist nur wenige Möglichkeiten und die Konsequenzen sind nicht gravierend – im schlimmsten Fall werden wir nass oder kommen etwas zu spät. Je größer die Möglichkeiten und je gravierender die Konsequenzen, desto schwieri-ger fällt uns eine Entscheidung. Für Michi bedeutet der Entschluss für ein be-stimmtes Studium nicht nur, womit er sich die nächsten Jahre beschäftigt, sondern auch, was er beruflich für den Rest seines Lebens machen möchte. Es ist ihm sehr wichtig, etwas zu studie-ren, bei dem nicht nur die Jobaussichten gut sind, sondern das ihm auch Spaß machen wird. Das erschwert die Entscheidung ungemein, weil er gar nicht wissen kann, wie sein Leben mit einem bestimmten Job aussehen wird. Ganz intuitiv hat er sich deshalb Rat bei seinen älteren Schwestern geholt, die beide schon studieren. Durch sie hat er Zugang zu Skripten und Erfahrungsberichten bekommen und konnte sich so ein etwas besse-res Bild vom Studieren an sich machen. Die Mei-nungen von Menschen, die wir respektieren und die uns wichtig sind, spielen eine große Rolle bei Entscheidungen. Die meisten werden unter star-ker Berücksichtigung dessen getroffen, was unser Umfeld denkt. Diese Möglichkeit hatte Ágota als Älteste in der Fa-milie nicht. Sie studiert seit zwei Jahren Geogra-phie und Physik auf Lehramt – eine wohldurch-dachte Wahl. Dass sie Lehrerin werden wollte, wusste sie schon lange. „Mir hat es immer Spaß gemacht, anderen Leuten Dinge zu erklären. Oft wurde ich dann gelobt, wie gut ich das mache, des-halb war es für mich klar, dass es Lehramt wird. Aber welches Fach? Und in welcher Stadt?“ Sie hat sich damals so gut wie möglich informiert, um zu wissen, was auf sie zukommt und welche Mög-lichkeiten ihr offen stehen. „Die Karrieremesse BeSt hat mir sehr geholfen, weil dort viele Studi-en vorgestellt wurden und man direkt mit Leuten reden konnte, die das Studium bereits hinter sich haben.“ Nach Gesprächen mit der Familie, Freun-den und ehemaligen StudentInnen war schnell klar, dass eines der Fächer Physik werden würde. „Das zweite Fach war eine etwas schwierigere Ent-scheidung, wegen der großen Auswahl.“ Geogra-phie, Altgriechisch, Latein, Textiles Werken – sie alle waren einmal mögliche Kandidaten. „Wenn ich mich gar nicht entscheiden kann, werfe ich oft eine Münze und halte mich auch tatsächlich an das Ergebnis.“ Aber bei so einer großen Frage wäre es schon fahrlässig, sich auf ein Stück Metall zu verlassen. Dieser Meinung ist auch Herr Dr. Oberlehner von der Psychologischen Studierendenberatung Wien. Laut ihm führt kein Weg um eine intensi-ve Beschäftigung mit dem Thema herum. Man sollte sich über die eigenen Ziele, Interessen und Begabungen klar sein und möglichst viel mit Men-schen sprechen, die bereits eine ähnliche Ent-scheidung getroffen haben. Egal, ob es sich dabei um Familienmitglieder und Freunde oder Fremde handelt. Dabei muss uns lediglich bewusst sein, welche Form der Unterstützung uns die einzelnen Personen bieten können. Menschen, die viel Zeit mit uns verbringen, können uns Tipps geben, weil sie uns kennen und wissen, wo unsere Interessen liegen. Dafür kann es aber auch sein, dass sie uns gewisse Entscheidungen unbewusst aufdrängen. Zum Beispiel wenn beide Eltern Medizin studiert haben und sich das auch für ihr Kind wünschen. Außenstehende können mehr Fachwissen beitra-gen und eine objektive Sicht auf die Dinge bieten, schätzen uns dafür aber vielleicht ganz falsch ein. Laut Dr. Oberlehner sollen solche Gespräche des-halb auch nicht mit dem Anspruch stattfinden, dass die andere Person weiß, was für einen richtig ist, sondern lediglich, um sich tiefergehend mit dem Thema auseinanderzusetzen und möglicher-weise eine andere Sichtweise zu bekommen. Un-bewusst hat sich Ágota an diese Tipps gehalten. Wirklich zufrieden ist sie mit ihrer Entscheidung trotzdem nicht. „Bei manchen Dingen findet man eben nur durch Ausprobieren heraus, ob sie ei-nem tatsächlich gefallen. Ideal finde ich meine Studienfächer nicht. Zu selten machen mir die Themen wirklich Spaß. Aber ich habe die Hälf-te meines Studiums schon hinter mir, den Rest schaffe ich auch noch. Es gibt eine Menge Stu-• Aus dem Leben48dierende, denen ihr Studium nicht gefällt und sie schaffen trotzdem den Abschluss. Und wenn ich dann endlich tatsächlich vor einer Klasse stehe, hat es sich hoffentlich gelohnt.“Vor einem ähnlichen Problem stand Sebastian. Wie viele StudentInnen war er mit seiner Studi-enwahl nicht zufrieden und hat sein Studium abgebrochen. Nach vier Semestern Lebensmit-tel- und Biotechnologie wurde der Studienwech-sel endgültig. „Die Entscheidung mit der Uni aufzuhören war ein längerer Prozess. Ich war mit meinem Studium nicht sonderlich zufrieden und wollte stattdessen eine Fluglotsenausbildung machen. Leider habe ich die Aufnahmeprüfung nicht geschafft. Weiter zu studieren kam für mich allerdings auch nicht in Frage – ich hatte zu die-sem Zeitpunkt mental schon mit dem Studium abgeschlossen. Und so habe ich beschlossen, auf etwas zu wechseln, das mir hoffentlich mehr Spaß macht.“ Nun studiert Sebastian Informa-tik auf einer Fachhochschule. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, in einem riesigen Hör-saal programmieren zu lernen. Bei Informatik ist die Praxis sehr wichtig, auf der FH arbeiten wir meist in sehr kleinen Gruppen.“ Bei der Ent-scheidung, welche FH es werden sollte, ist er auf ähnliche Probleme wie Michi gestoßen. Viele un-übersichtliche Websites machten es ihm schwer, alle Vor- und Nachteile miteinzubeziehen und die individuell beste Entscheidung zu treffen. Doch Sebastian wägt nie lange ab, er trifft viele seiner Entscheidungen einfach nach Bauchgefühl. Auch Dr. Oberlehner rät dazu, im Zweifelsfall ein-fach auf sein Bauchgefühl zu hören. Da das Un-bewusste gleichzeitig viel mehr Informationen verarbeiten kann als unser Bewusstsein, haben wir unbewusst oft schon eine gut durchdachte Entscheidung getroffen, bevor es uns wirklich klar wird. Das äußert sich dann durch das Bauch-gefühl. Und wenn wir uns zuvor ausreichend in-formiert haben, dürfen wir dem auch mit gutem Gewissen vertrauen. Jeder geht also mit Entschei-dungen anders um. Sicher ist nur, dass sie für nie-manden wirklich einfach sind. Und selbst jemand wie Ágota, die sich sehr intensiv mit einem The-ma auseinandersetzt, trifft Entscheidungen, mit denen sie nicht glücklich ist. Der Mensch und seine Entscheidungsfähigkeit sind nicht fehlerlos und auch eine gut durchdachte Entscheidung kann schief gehen. Was wir aber definitiv verbessern können, ist unsere Fähigkeit, überhaupt Entscheidungen zu treffen und den Prozess, der dem vorausgeht. Laut Dr. Oberlehner haben unentschlossene Menschen häufig eine sehr zwanghafte Persönlichkeit und wollen alles unter Kontrolle haben. Das erschwert Entschei-dungsprozesse, weil bei Entscheidungen immer auch unbekannte Faktoren beachtet werden müs-sen. Da kommt dann der kritische Teil der Persön-lichkeit eines solchen Menschen zum Vorschein und macht alle Fortschritte aus dem bewussten Prozess der Entscheidung zunichte. Wenn man sich also ungewöhnlich schwer entscheiden kann, hat das vielleicht einen tiefergehenden Ur-sprung. Sehr oft können zwanghafte Persönlich-keitsmerkmale auf ungelösten Konflikten in der Vergangenheit basieren. Deshalb gilt: Wer wich-tige Entscheidungen treffen muss, sollte erst mal alle anderen Konflikte lösen, denn das erleichtert den Vorgang ungemein. Anita Ring von Uniport rät, Entscheidungen mittels einer Affektbilanz zu lösen. Diese von der Dipl. Psychologin und Psychoanalytikerin Maja Storch entwickelte Selbstdiagnose verbindet die Affekthandlung aus dem Bauch heraus mit einer wohl überlegten Entscheidung. Zeichne einen vertikalen Strich für deine unangenehmen Gefühle und daneben einen vertikalen Strich für deine angenehmen Gefühle auf ein Blatt Papier. Darüber stehen 100 Prozent, darunter 0 Prozent. Nun markiere schnell und aus dem Bau ch heraus auf dieser Skala deine Empfindungen zu einer ausstehen-den Entscheidung. So kannst du zum Beispiel deine Gefühle zu jedem der Studien, die für dich in eine nähere Auswahl kommen, verdeutli-chen.• Aus dem Leben49Sebastian (20) wechselte nach vier Semestern „Lebensmittel- und Biotechnologie“ auf „Infor-matik“. • Aus dem LebenNext >