< Previous• Cover Story30Als Wirtschaftsprüfungs und Beratungsunternehmen gehört KPMG zu den ganz typischen AnzugBranchen. Als Dienstleister sind sie es ge-wohnt, sich so zu kleiden, wie sie jederzeit ihren KundInnen gegenübertreten wollen: „Für die Her-ren bedeutet das Anzug oder Sakko und Krawatte. Auch bei den Damen gilt der Dresscode ‚Formal Business‘ – Bluse, Blazer, Kleid oder Hosenanzug“, so Schwarzinger. Grund dafür ist auch hier die Sig-nalwirkung eines seriösen und vertrauensvollen Partners. Dass diese Signalwirkung in beide Richtungen funktioniert, hat Zukunftsforscher Philipp Hof-stätter am Beispiel von Dieter Zetsche beobachtet. Der 64-jährige Vorstandsvorsitzende der Daimler AG tritt seit Kurzem in der Öffentlichkeit nur noch in Turnschuhen auf, um zu zeigen, wie jung, dyna-misch und innovativ sein Unternehmen ist. Dres-scode bedeutet somit gar nicht immer nur Anzug-pflicht, auch in Start-ups gibt es Codes, wie man auszusehen hat, wie miteinander und nach außen kommuniziert wird.Rita hat bereits beide Seiten erlebt. Schon wäh-rend ihres BWL-Studiums spezialisierte sie sich im Bereich ‚Innovationsmanagement‘, arbeitete anschließend bei einer Bank und später in einem ganz typischen Start-up: „Obwohl mein Team in der Bank keinerlei Kundenkontakt hatte, gab es von der Teamleiterin sehr strenge Vorschriften, die weit über die firmeninternen Richtlinien hi-nausgingen.“ Gleich zu Beginn wurde die Jobein-steigerin ins Büro der Teamleiterin zitiert, als sie • Cover Story31eine schlichte dunkle Jeans trug. Ein weiteres Mal gab es Kritik, als sie zwei Tage hintereinan-der dasselbe Gewand anhatte. Ein Problem, das Männer nicht kennen. So startete der Moderator der australischen ‚Today Show‘ vor einigen Jahren ein Experiment: Karl Stefanovic wollte bei jeder seiner täglichen Fernsehaufzeichnung denselben blauen Anzug tragen, bis es den Zuschauern auf-fällt. Während die Outfits seiner weiblichen Kolle-ginnen immer wieder kritisiert wurden, fiel kein Wort über Stefanovic` Anzug. Nach einem Jahr machte er sein Experiment mit den Worten öffent-lich: „Ich werde beurteilt für meine Interviews, meinen fürchterlichen Sinn für Humor – vor allem dafür, wie ich meinen Job mache. Frauen hinge-gen ziemlich oft dafür, was sie tragen und wie ihr Haar sitzt.“Und so beschäftigt sich Eva Flicker in ihrer Forschungsarbeit immer wieder mit dem dunklen Herrenanzug: „Dieses vermeintlich langweilige Kleidungsstück trägt weltweit stabil zur Aufrecht-erhaltung gesellschaftlicher Ordnung bei – sowohl im Geschlechterverhältnis als auch im globalen Nord-Süd-Verhältnis.“ Zwar hätten Frauen in den von Männern und daher auch visuell von dunklen Herrenanzügen dominierten politischen und wirt-schaftlichen Top-Positionen die Freiheit, ein rosa Kostüm oder Ähnliches zu tragen, gleichzeitig würden sie aber auch im Gegensatz zu Männern immer über ihren Körper und ihr Äußeres, ihre Frisur, ihre Kleidung, ihre Stimme etc. bewertet. Was ein enormer Nachteil und klar diskriminie-rend sei. Flicker erklärt weiter: „Ein Mann zieht sich einen noch so hässlichen dunklen Anzug an und schon gehört er zur dominierenden Mehr-heitsgruppe. Eine Frau bleibt in den Anzug-Krei-sen und Top-Positionen immer die Ausnahme und im noch so schicken dunklen Hosenanzug ‚nur‘ eine Frau.“ Was auf den ersten Blick nach Freiheit aussieht, habe eine massive strukturelle Schatten-seite, die an Teilhabe bzw. Ausschluss von gesell-schaftlicher Macht geknüpft ist. Wie bedeutend und mächtig Codes sind, zeigt sich aber nicht allein im Outfit, auch Kommunikation und Büroarchitektur beeinflussen Hierarchiegefü-ge und Unternehmenskultur massiv. So hat Rita in ihrer Zeit im coolen Start-up mit rund 60 Mitarbei-terInnen nicht nur positive Erfahrungen gemacht: „Gerade mit den Vorgesetzen war es oft fast wie in einer Familie oder schlimmer. Die Chefs haben untereinander sehr viel und laut gestritten, die MitarbeiterInnen angeschrien und teilweise wie Leibeigene behandelt. Es gab keinerlei professi-onelle Distanz, und Grenzen wurden klar über-schritten.“ In der Bank war die interne Kommunikation hingegen fast schon zu förmlich. Nur mit dem un-mittelbaren Team oder wenigen, gleichgestellten Personen aus anderen Abteilungen hätte man sich schnell geduzt und auch privat etwas unternom-men. „Als Berufsanfängerin hatte ich großen Re-spekt vor den Bereichsleitern. Die saßen in ihrem eigenen Büro und kommunizierten nur über ihre AssistentInnen. Man hat sie eigentlich nie zu Ge-sicht bekommen. Ich habe es nie weiter als bis ins Vorzimmer geschafft“, erzählt Rita. Spricht man über Codes in Unternehmen, tauchen Banken als eines der ersten Beispiele auf, da Seriosität und Vertrauen die wichtigsten Signale dieser Branche sind. Zugleich wird ihr aber auch eine gewisse Rückständigkeit unterstellt. So erstaunt es umso mehr, dass die Bank Austria – als eines von vielen Branchenbeispielen – in nur wenigen Jahren ihre gesamten Unternehmensstrukturen und die damit verbundenen Arbeitsbedingungen für ihre Mitar-Prof. Eva FlickerSoziologin am Institut für Soziologie der Universität WienFoto Luiza Puiu• Cover StoryDas Trainee Development International der Porsche Holding Salzburg (PHS) ermöglicht engagierten Berufseinsteigern nach dem Studium eine optimale Vorbereitung auf eine Fach- oder Führungsposition im Bereich Vertrieb, Finanz oder IT. Mit besten Entwicklungsperspektiven in den weltweit 27 Ländern, in denen wir tätig sind. Als PHS Trainee absolvieren Sie innerhalb von 18 Monaten mehrere,teils internationale Stationen in den PHS Geschäftsbereichen Großhandel, Einzelhandel, Finanzdienstleistungen oder Informatik. Nichts für Bremser. Sondern für jene, die gern einen Gang höher schalten.Unser Trainee Programm ist gedacht für all jene, die gerne schnell einen Gang höher schalten. Wir suchen Menschen, die mehr wollen als ein zweitägiges Fortbildungsseminar pro Jahr, nur um einmal aus dem Büroalltag raus zu kommen. Wir suchen CARakterköpfe mit Serienausstattung, Mehrausstattung und Vorteilspaket!START YOURCAREER NOW!Trainee Development International Jetzt bewerben! Unter trainee.porsche-holding.com Matthias MoserGeschäftsführer Eurocar ItaliaDas Trainee-Programm war toll. Ich lernte vom ersten Tag an, Aufgaben „on the job“ zu bewältigen. Das Netzwerk, das ich mir in dieser Zeit aufgebaut habe, nutze ich übrigens auch heute noch zum Erfahrungsaustausch.Trainee … Und dann? Zum Beispiel Geschäftsführer einer Einzelhandels-Gruppe.POHold_Anz_Traineeprogramm_RISE_190 x 265.indd 122.02.18 15:0832beiterInnen umstrukturiert hat. Mit dem Umzug in den neuen ‚Austria Campus‘ gibt es maximale Flexibilität: weder Büros noch fixe Schreibtische, die Vorgesetzen arbeiten inmitten ihres Teams. Wer den Tag primär in Meetings verbringt, darf keinen Arbeitsplatz besetzen, und wer im Home Office produktiver ist, darf auch daheim bleiben. So viel Flexibilität wirkt sich unmittelbar aufs Arbeitsklima aus: In den luftigen, offen Räumen herrscht eine gelöste Stimmung. Die Gründe für eine neue Büroarchitektur erklärt Zukunftsexperte Philipp Hofstätter: „Die verkürzte Kommunikation durch E-Mails ohne subtile Signa-le wie Sprache, Kleidung und Mimik führt gerade auf emotionaler Ebene häufig zu Missverständnis-sen. Unternehmen besinnen sich langsam wieder zurück und stellen fest, dass ein persönlicher Kon-takt zwischen den Mitarbeitern wichtig ist. Nicht nur was die Effektivität der Arbeit anbelangt, son-dern auch unter dem Aspekt, dass Arbeit immer auch ein Produkt aus menschlichen Beziehungen sein muss.“ So gäbe es in modernen Büros meis-tens eine Art ‚Wasserstelle‘ – ein Bereich, in dem man sich ganz ungezwungen trifft, einen Kaffee trinkt und aufeinander zugeht, um über ganz un-terschiedliche Dinge zu sprechen. „Kommunika-tion im Sinne einer persönlichen Beziehung wird in Zukunft ganz verstärkt an Relevanz gewinnen“, prognostiziert Hofstätter zusammenfassend. Für uns als zukünftige ArbeitnehmerInnen bedeutet das aber zugleich, dass Kommunikationsfähig-keit, Teamspirit und Flexibilität in fast allen Bran-chen gefragt sind. Diversität oder Konformität? Beides! „Gesucht wird meistens der anpassungs-fähige Teamplayer mit besonderen Fähigkeiten. Wer so individuell ist, dass er oder sie nur alleine arbeiten kann, hat am Arbeitsmarkt keine Chan-ce“, weiß Karriereexpertin Claudia Bayer, Anfor-derungen, die im Arbeitsalltag von KPMG bestätigt werden. Auch Michaela Schwarzinger betont die Bedeutung von Diversität für mehr Innovationen und größeren Erfolg. „Kein Mitarbeiter ist in der Lage, einen Fall komplett alleine zu lösen. Jeder ist auf sein Team angewiesen“, so die Recruiterin. Doch wie sehr soll oder muss ich mich für einen Job verbiegen? Bayer betont, dass es wichtig sei, sich im Jobumfeld wohlzufühlen: „Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er oder sie in das Unternehmen, oder die Branche hineinpasst und die Unternehmenscodes, den Unternehmensspi-Woher stammen Codes in Branchen und Unternehmen?„Branchenspezifische Dresscodes und Berufsklei-dung haben sich historisch aus Berufsständen und Handwerksberufen entwickelt – die Farbe Weiß ist für eine/n BäckerIn wegen des Mehls ebenso funktional wie schwarz für eine/n Rauchfangkehre-rIn. Darüber hinaus gibt es Unterschiede, die den Ausbildungsrang signalisieren. Uniformen sind seit Jahrtausenden als Arbeitskleidung des Soldaten etabliert – im unmittelbaren Einsatz müssen sie so praxistauglich wie möglich sein. Und dann gibt es die repräsentative Uniform – mit allen Rangzeichen und Orden – sie dient der zur Schaustellung und Habitusinszenierung“, erklärt Prof. Eva Flicker, Soziologie-Professorin an der Universität Wien. Auch der dunkle Herrenanzug oder das daraus ab-geleitete weibliche Business-Outfit mit Kostüm oder Hosenanzug versteht sich als eine Art Uniform. Das Unternehmen möchte durch ordentlich gekleidete MitarbeiterInnen Seriosität, Vertrauen und Respekt gegenüber den KundInnen ausdrücken.rit akzeptieren oder sich im besten Fall sogar da-mit identifizieren kann.“ In der Regel entscheide ich aber bereits mit der Wahl meines Studiums, in welche Richtung ich mich entwickeln möchte: „Es gibt zwar auch am Juridicum Studierende mit Dreadlocks, die bewerben sich dann aber nicht in einer Kanzlei, sondern eher bei einer NGO oder Menschenrechtsorganisation“, so Bayer. Um trotzdem im Vorstellungsgespräch – egal ob Kreativagentur oder Anwaltskanzlei – richtig ge-kleidet zu sein, rät die Uniport-Expertin, sich auf das Bewerbungsgespräch so vorzubereiten wie auf ein erstes Date: „Am besten finde ich schon vorab Informationen über das Unternehmen und mei-nen Gesprächspartner heraus, schaue mir Team-fotos an und sehe, wie sich die Mitarbeiter der je-weiligen Abteilung auf der Website präsentieren. Gut ist es dann, im Bewerbungsgespräch eine Spur overdressed zu sein.“ Und wer Lust auf den Job in der Unternehmensberatung hat, aber sich trotz-dem vor dem Business-Outfit fürchtet, der sollte einfach die Vorteile sehen: Das Business-Outfit kann ich am Ende des Tages wie eine Uniform aus-ziehen, an einen Haken hängen, und dann bin ich schlagartig privat.Das Trainee Development International der Porsche Holding Salzburg (PHS) ermöglicht engagierten Berufseinsteigern nach dem Studium eine optimale Vorbereitung auf eine Fach- oder Führungsposition im Bereich Vertrieb, Finanz oder IT. Mit besten Entwicklungsperspektiven in den weltweit 27 Ländern, in denen wir tätig sind. Als PHS Trainee absolvieren Sie innerhalb von 18 Monaten mehrere,teils internationale Stationen in den PHS Geschäftsbereichen Großhandel, Einzelhandel, Finanzdienstleistungen oder Informatik. Nichts für Bremser. Sondern für jene, die gern einen Gang höher schalten.Unser Trainee Programm ist gedacht für all jene, die gerne schnell einen Gang höher schalten. Wir suchen Menschen, die mehr wollen als ein zweitägiges Fortbildungsseminar pro Jahr, nur um einmal aus dem Büroalltag raus zu kommen. Wir suchen CARakterköpfe mit Serienausstattung, Mehrausstattung und Vorteilspaket!START YOURCAREER NOW!Trainee Development International Jetzt bewerben! Unter trainee.porsche-holding.com Matthias MoserGeschäftsführer Eurocar ItaliaDas Trainee-Programm war toll. Ich lernte vom ersten Tag an, Aufgaben „on the job“ zu bewältigen. Das Netzwerk, das ich mir in dieser Zeit aufgebaut habe, nutze ich übrigens auch heute noch zum Erfahrungsaustausch.Trainee … Und dann? Zum Beispiel Geschäftsführer einer Einzelhandels-Gruppe.• Startup Portrait23. 03. 2018Tag der Wiener Start-ups gruendeninwien.atMach mit! bezahlte Anzeige34Das digitale MarktstandlVon der handgeschnitzten Krippe bis zum fancy Designerturnbeutel – ‚Regionalis‘, der Online- Marktplatz für österreichisches Handwerk, ist die nachhaltige Antwort auf Amazon und Co.Regionalis ist ein Online-Marktplatz für Kreatives, Handgemachtes und Kulinari-sches aus Österreich – eine Plattform für zahlreiche Klein- und Kleinstproduzenten. Diese können kostenlos ihr eigenes ‚digi-tales Marktstandl‘ einrichten, von sich er-zählen und das Standl mit ihren Produkten befüllen. Mehr auf regionalis.shop.Was steckt hinter Regionalis? Die Devise ist nicht ‚Geiz ist geil‘ und ‚Dumping-preise‘, sondern der direkte Verkauf an den Kun-den zu fairen Preisen. Für die Käufer bedeutet das wiederum, dass sie auf einer einzigen Plattform eine Vielzahl an kleinen Produzenten aus ver-schiedenen Regionen des Landes finden können. Daher auch der Name Regionalis.Wird jedes Produkt von euch persönlich getestet? Nicht jedes Produkt, da fast jeden Tag neue Pro-duzenten dazukommen. Aber am Anfang habe ich alle Hersteller, die beim Go-live dabei waren, persönlich kennengelernt. Ich stehe mit ihnen immer noch in engem Kontakt und habe von ei-nigen etwas gekauft. Der regelmäßige Austausch mit den Produzenten ist mir enorm wichtig. Wer sind sie, woher kommen sie, wie produzieren sie, was ist ihre Geschichte und Motivation? Ich gehe zum Beispiel schon sehr lange auf die Kunst- und Designmärkte in Wien, und aus dem vormals pri-vaten Interesse an den Produkten sind Geschäfts-beziehungen entstanden. Hast du ein Lieblingsprodukt?Ja, mein Bruder hat mir die Grafik einer Wiener Illustratorin ‚Pezimist‘ geschenkt. Ich heiße ja Peter, als Kind wurde ich immer Pezi genannt. Und weil ich manchmal etwas pessimistisch ver-anlagt bin, finde ich diese Karte einfach gut. Die steht auf meinem Schreibtisch. Oder auch meine Handyhülle, das ist echter, Millionen Jahre alter Schieferstein aus dem Pongau in Salzburg. Kann jeder bei euch verkaufen, der etwas regional produziert? Also zum Beispiel auch der Opa, der im Keller Holzfiguren bastelt?Im Prinzip schon. Wichtig ist, dass der Produzent aus Österreich kommt und etwas Handwerkliches und/oder etwas Kreatives herstellt. Der Großteil der Wertschöpfungskette muss in Österreich statt-finden. Und natürlich muss man sich an die recht-lichen Rahmenbedingungen halten, beispielswei-se bei Lebensmitteln oder Naturkosmetik.Was hast du auf der Uni gelernt, das dir für die Gründung deines Startups zugutegekommen ist?Es war bei der Entwicklung definitiv ein Vorteil, dass ich die rechtlichen Rahmenbedingungen bereits kannte. Ich habe mich während des Stu-von Marion RamellGründer Peter Patak (29) StudiumBWL an der Universität WienGründungsjahr 2017 23. 03. 2018Tag der Wiener Start-ups gruendeninwien.atMach mit! bezahlte Anzeige• Startup Portrait36diums auf International Marketing mit Fokus auf Marktforschung und Controlling spezialisiert. Von Anfang an war daher die Strategie, den Kon-takt und Zugang zur Zielgruppe sowie zu den Pro-duzenten zu suchen und sich zu fragen: Gibt es überhaupt einen Markt und einen Bedarf? Was ist der Bedarf, kann ich ihn decken und wie kann ich das machen? So wurde Regionalis auf die Ziel-gruppe zugeschnitten aufgebaut.Hattest du Unterstützung von einem UniNetzwerk?Eigentlich nicht. Ich war auch bei keinem Inku-bator dabei, stehe aber noch immer mit meinem ehemaligen Lehrstuhl in regelmäßigem Kontakt und Austausch. Ich habe bereits zweimal einen Gastvortrag über Digital Marketing und Entrepre-neurship halten dürfen und finde es lässig, dafür an die Uni zurückzukehren. Manche Studenten haben eine sehr falsche Vorstellung davon, was ein Start-up bedeutet. Mein Ziel ist, davon leben zu können, und dass alle Mitwirkenden unter gu-ten Arbeitsbedingungen ihren Job machen. Wenn finanziell dabei mehr rausschaut, ist das super, aber nicht meine oberste Priorität.Was war die größte Herausforderung bei der Gründung von Regionalis? Ich glaube, die größte Hürde für mich war eher eine psychologische. Wenn man eine Idee hat und ein Unternehmen starten will, ist die Umsetzung das Schwierigste. Die Entscheidung gegen ein Angestelltenverhältnis, gegen die vermeintliche Sicherheit und für das unternehmerische Risiko.Was ist dein Businessmodell?Jeder Anbieter kann gratis seinen Shop eröffnen. Sowohl die Registrierung als auch das Inserieren der Produkte ist kostenlos. Nach dem erfolgrei-chen Verkauf erhält Regionalis eine Verkaufspro-vision in Höhe von neun Prozent des Nettobestell-werts. Regionalität ist ein Buzzword unserer Zeit. Warum ist es wichtig, regionales Schaffen zu fördern? Wenn du genau weißt, wo etwas herkommt und wie etwas produziert wird, lernst du das Hand-werk, die ‚Skills‘, wieder zu schätzen und hast einen komplett anderen Bezug zum fertigen Pro-dukt. Regionalis will sich von Waren distanzieren, die teilweise unter widrigen Arbeitsbedingungen fabriziert und über die ganze Welt verschickt wer-den. Klein- und Kleinstproduzenten aus Öster-reich, auch aus dem letzten Zipfel im Waldviertel, sollen durch Regionalis eine Chance bekommen, ihre Produkte österreichweit anzubieten, zu ver-kaufen und davon leben zu können. Wir unter-stützen sie bei der Digitalisierung des Prozesses, indem wir ihnen die Infrastruktur zur Verfügung stellen und die gemeinsame Vermarktung voran-treiben. Welche Bedeutung hat ein nachhaltiger Lebensstil für dich als Privatperson? Nachhaltigkeit ist für mich ein achtsamer und bewusster Umgang mit Ressourcen. Ich kann mir einen Rucksack aus China zu Dumpingpreisen bestellen. Der wird mit dem Flieger um die halbe Welt zu mir geschickt. Oder ich bestelle etwas re-gional Produziertes, zahle zwar etwas mehr, habe dafür aber länger was von meinem Einkauf und verringere gleichzeitig meinen umweltbelasten-den Footprint. Für mich ist Regionalität gleichzei-tig Nachhaltigkeit. Du willst ein Unternehmen gründen oder dich selbstständig machen und hast bereits eine vage Idee? u:start – das Gründungsprogramm für AbsolventInnen und Studierende – unterstützt dich dabei, die persön-liche Geschäftsidee zum qualitäts-vollen Businessplan zu entwickeln. Mehr Infos zu Talks, Workshops und Beratung auf: ustart.at.Das Herzstück des INiTS Inkubationsprogramms ist jetzt noch attraktiver. Mit bis zu € 100.000 Startkapital, dem „Collaborative Business Modelling Ansatz“, individueller Betreuung und einem der größten Netzwerke an MentorInnen und Corporates machen wir mit Dir Dein Business stark.Weitere Informationen und Erfolgsgeschichten unter www.inits.at/startup-camp sowie auf www.facebook.com/initsviennaBewirb Dich jetzt für das INiTS Startup Camp!INiTS powered byTEIL VONACADEMIA PLUS BUSINESSAplusBfür Deine Idee.Extra PowerNEU!Seit einem Jahr ist Mag. Harald Kolmoffiziell der Chef in der Apotheke.• Generationenwechsel39Grippezeit – im siebten Bezirk ist einiges los. Ein älterer Herr hustet in sein Taschentuch und ver-sucht, mit der anderen Hand das Rezept aus der Jackentasche zu fingern. Auch das Kleinkind auf dem Arm der Mutter scheint schon länger verkühlt zu sein. Rotz rinnt aus der kleinen, roten Nase, die Mutter wischt, das Kind weint. Immer mehr Kun-dInnen drängen in die Apotheke. Durch den ebe-nerdigen Eingangsbereich kommt man nun auch mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator bequem ins Geschäft. Wer einen trockenen Hals hat, kann sich am Wasserspender bedienen.Eine junge Mitarbeiterin im hustenzuckerlgrünen Poloshirt eröffnet die dritte Kassa und nimmt das Rezept entgegen: „Noch immer nicht besser, Herr Oberzaucher?“ Er schüttelt den Kopf und hustet noch einmal so kräftig, dass jede Antwort über-flüssig ist. Doch ihr Lächeln wirkt – wie die Fee aus der Hustensaft-Werbung – erste Wunder. Herr Oberzaucher kann durchatmen, während sie in den glänzenden Schubladen nach der passenden Schachtel sucht. Seit ich denken kann bin ich, in der Apotheke herumgelaufen. Eigentlich bin ich hier groß geworden. Mitten im Treiben steht Apotheker Harald Kolm – als einziger ganz in weiß – und berät eine Stamm-kundin. In der Grippezeit passt sein neuer Slogan ganz besonders gut: „Irgendwas ist immer!“ Dass Mag. Harald Kolm Apotheker geworden ist, ist kei-nesfalls Zufall. Seine Tante Liselotte Schlederer kaufte die Apotheke in den 1970er-Jahren, damals noch in einem viel kleineren Geschäft ein paar Straßen weiter. „Seit ich denken kann, bin ich in der Apotheke herumgelaufen. Eigentlich bin ich hier groß geworden. So war es irgendwie nahe-Text von Anna GugerellFotos von Niko Havranek„Seit ich hier der Chef bin,ist einiges anders!“Seit Harald Kolm (40) die Apotheke von seiner Tante Liselotte Schlederer übernommen hat, ist nichts mehr, wie es war: Die MitarbeiterInnen dürfen Ideen einbringen, die Buchhaltung ist digital, und baldwird die erste App gelauncht. Apotheker Kolm erzählt, warum der Neuanfang wichtig war und ihn seine Tante trotzdem bis heute beeindruckt.Next >