< Previous• Recruiting in Unternehmen20Sichere den Weltfrieden!Vielfältige Jobmöglichkeiten bei den Vereinten NationenEinstiegsmöglichkeitenKurz nach seinem Amtsantritt im Jänner 2017 ent-wickelte Generalsekretär Antonio Guterres eine UN-weite Strategie zur Geschlechterangleichung. Aktuell sind zwar noch 65 Prozent der Mitarbeiter männlich, dies soll sich aber schon bald ändern. Somit gleich vorweg ein zusätzlicher Anreiz für Uni-Wien-Absolventinnen, sich um eine der be-gehrten Stellen zu bewerben. Welche Studiengänge werden gesucht?So vielfältig die Aufgaben der Vereinten Nationen, so verschieden die Anforderungen an Mitarbeite-rInnen. In der Verwaltung werden häufig Absol-ventInnen mit Spezialisierung in den Bereichen ‚Finanzwesen‘, ‚Personalwirtschaft‘, ‚Öffentliche Verwaltung‘ oder ‚Öffentliches Auftragswesen‘ gesucht. In anderen Bereichen sind eher ‚Rechts-wissenschaften‘, ‚Internationale Beziehungen‘, ‚Politikwissenschaften‘, ‚Public Relations‘, ‚Sozial-wissenschaften‘ oder auch ‚Kriminalistik‘ gefragt. Eine aufregende internationale Laufbahn, sinnvolle Tätigkeitsfelder und eine faire Bezahlung mit diver-sen Auslandszuschüssen sind nur drei von vielen Argumenten für eine Karriere im Sekretariat der Vereinten Nationen. So erhöhst du deine Chancenauf eine der begehrten Praktikumsstellen und Jobs.Facts & FiguresUNOV1945 gründeten 50 Staaten die United Nations (UN) zur Siche-rung des Weltfriedens, Einhaltung des Völkerrechts, dem Schutz der Menschenrechte und der Förderung der internationalen Zusammenarbeit. Heute hat die UN 193 Mitgliedsstaaten.Das Büro der Vereinten Nationen in Wien (UNOV) ist, neben New York, Genf und Nairobi, einer der vier Hauptsitze des Sekretari-ats der Vereinten Nationen. Zudem sind die Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) sowie für Drogenkon-trolle und Verbrechensverhütung (UNODC) in Wien ansässig. Die UN-Organisationen für industrielle Entwicklung (UNIDO), die Kommission für internationales Handelsrecht (UNCITRAL), das Büro für Abrüstungsfragen (UNODA), das Flüchtlingskommis-sariat (UNHCR), die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) sowie die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) haben ebenfalls einen Sitz in Wien. Alle UN Büros in Wien findest du unter unvienna.org.von Jakob BergmannBudget 2018/195.400.000.000 US-Dollarexkl. UN Friedensmissionen Offenen Stellen (Stand März 2018)über 300 weltweitdavon ca. 20 in Wien200 Praktikumsstellen pro Jahr in WienMitarbeiterInnenim Haus der Vereinten Nationenin Wien (UNO City)rd. 5.000bei UNOV undUNODC in Wienrd. 900 weltweit für das Sekretariat der Vereinten Nationeninkl. UN Friedensmissionenrd. 40.000 35%65%Praktika für StudierendeIm Jahr 2017 wurden über 200 Praktikumsstellen in Wien besetzt. Ein Praktikum bei den Vereinten Nationen ist unbezahlt und dauert mindestens zwei, maximal sechs Monate. Auf eine Stelle be-werben sich in der Regel 30 bis 40 Studierende. Grundvoraussetzung ist, kurz vor dem Abschluss des Bachelorstudiums zu stehen oder im besten Fall bereits in einem Master- oder Doktoratsstu-dium inskribiert zu sein. Auch nach dem Studium kannst du dich noch für einen Praktikumsplatz bewerben, aber die Stelle muss innerhalb eines Jahres nach Studienabschluss angetreten werden.Aber bedenke, PraktikantInnen können sich an-schließend erst nach einer sechsmonatigen Pause auf freie Stellen bewerben. Also besser schon im Masterstudium die Augen nach einer passenden Praktikumsstelle offenhalten. Denn ein erfolg-reich absolviertes Praktikum bei der UN macht sich sehr gut im Lebenslauf: Viele der aktuellen MitarbeiterInnen haben ihre Karriere bei den Vereinten Nationen als PraktikantInnen begon-nen.Jobs für AbsolventInnenWer nach seinem Master eine Karriere als interna-tionale/r BeamtIn beim Sekretariat der Vereinten Nationen anstrebt, ist ein/e geeignete KandidatIn für das ‚Young Professionals Programme‘ (YPP). Die YPP-Prüfung findet einmal im Jahr statt und steht nur Staatsangehörigen jener Länder offen, die in den Vereinten Nationen nicht oder unter-repräsentiert sind. Die Liste der teilnehmenden Mitgliedsstaaten wird jährlich veröffentlicht und variiert von Jahr zu Jahr. Andere temporäre und reguläre offene Stellen, die einige Jahre Berufserfahrung erfordern, werden am Karriereportal ausgeschrieben. Eine weitere Möglichkeit Erfahrung zu sammeln, sind zeitlich begrenzte Werksverträge als ‚consultant‘ oder ‚individual contractor’ für ausgewählte Pro-jekte, vorwiegend bei UNODC. Auf eine dieser temporären Stellen kommen im Durchschnitt 100 bis 200 KandidatInnen. Auslandseinsätze & FreiwilligenarbeitWer in einer der internationalen Organisationen vor allem bei Feldeinsätzen in Entwicklungslän-dern, Erfahrungen in der multilateralen Zusam-menarbeit sammeln will, kann sich beim ‚Bundes-ministerium für Europa, Integration und Äußeres‘ für Positionen des ‚Junior Professional Officer Programms‘ bewerben. Außerdem gibt es eine Möglichkeit, sich für freiwillige Arbeit im Feld als ‚UN Volunteer‘ unter unv.org zu bewerben. BewerbungsprozessAlle freien Stellen werden auf dem UN Karriere-portal ausgeschrieben. BewerberInnen müssen sich auf der Bewerbungsplattform ‚Inspira‘ (ins-pira.un.org) registrieren, einen UN Bewerbungs-bogen, das ‚Personal History Profile (PHP)‘, online ausfüllen und innerhalb der Bewerbungsfrist der jeweiligen Ausschreibung einreichen. Kommt ein/e BewerberIn in die engere Auswahl, wird sie/er zu einem schriftlichen Test und einem Bewer-bungsgespräch eingeladen.Tipps zu Interviews und Beispiel-fragen findest du auf careers.un.og.• Recruiting in Unternehmen22Ab welchem Notendurchschnitt lohnt sich eineBewerbung?Der Notendurchschnitt ist weniger wichtig als eine Kombination aus Fachkompetenz, Schlüssel-kompetenzen und Fremdsprachenkenntnissen. Wichtig ist je nach Tätigkeit also das Gesamtpaket von abgeschlossener Schulausbildung, wie Ma-tura oder abgeschlossenes Studium, mitgebrach-ter einschlägiger Berufserfahrung, soft skills wie kommunikative und organisatorische Fähigkeiten sowie Sprachkenntnisse. Wie kann ein/e BewerberIn Ihr besonderesInteresse wecken?Jede Art der Erfahrung im internationalen Be-reich, sei es bei einer UN-, einer internationalen aber auch bei einer nicht-staatlichen Organisati-on, ist generell von großem Vorteil. Auch ein Aus-landspraktikum bei einer Organisation kann für uns relevant sein. Welche Fremdsprachen sind essenziell, welche von Vorteil?Die Arbeits- und Amtssprache am Sitz der Verein-ten Nationen in Wien ist grundsätzlich Englisch, die zweite, weltweite Arbeitssprache innerhalb der Organisation ist Französisch. Weitere offiziel-le Sprachen sind Arabisch, Chinesisch, Russisch und Spanisch. Die erforderlichen Sprachkennt-nisse sind in jeder Stellenausschreibung separat angeführt, auch ob die Sprachkompetenz fließend sein muss oder ob gute Kenntnisse ausreichen. Wie stehen die Chancen auf eine längerfristige Anstellung?Bei regulären Stellen werden generell Einjahres-verträge angeboten, die aber oft verlängert wer-den. Bei temporären Stellen ist die Vertragsdauer normalerweise mit einem Jahr begrenzt. Ist nach dem beruflichen Einstieg ein Wechsel ins Ausland möglich oder sogar verpflichtend? Der berufliche Einstieg kann bei einem der UN Büros in Wien sein, aber zum Beispiel auch in New York, Genf, Nairobi, Santiago oder Bangkok oder in einem der kleineren Büros in einem unse-rer sogenannten ‚field offices‘ erfolgen. Die UNO-DC hat zum Beispiel über 70 ‚field offices‘ in Afri-ka, Asien und Lateinamerika. Ein geographischer Wechsel in ein anderes Büro ist für Akademiker bei der UN prinzipiell wünschenswert. In diesem Fall kommt die Organisation nämlich für Reise- und Umzugskosten der Angestellten und ihrer Familien auf. Mitarbeiter im allgemeinen Dienst wie Assistenten, Sachbearbeiter, etc. egal welcher Nationalität, die vor Ort rekrutiert wurden, blei-ben in der Regel am Dienstort und haben dort die Möglichkeit, sich innerhalb der Organisation für andere Stellen in ihrer Kategorie zu bewerben und Karriere am Standort zu machen. Alle Stellenausschreibungen findest du auf dem Karriere- und Jobpor-tal des Sekretariats der Vereinten Nationen unter careers.un.org/lbw/Home.aspx. Alle BewerberInnen müssen sich im Bewerbungssystem ‚Inspira‘ registrieren inspira.un.org. Wenn du mehr über deinen potentiellen neuen Arbeitgeber erfahren möchtest, nimm an einer Führung durch die UNO City teil. Mehr unter: unvienna.org/visit„Wir suchen Sprachtalente mit organisatorischen Fähigkeiten und Auslandserfahrung!“Im Gespräch mit Bettina Feichtinger,Chief of ‘Recruitment and Placement Unit’ der UNOV.Ein geographischer Wechsel in ein anderes Büro ist für AkademikerInnen bei der UN prinzipiell wünschenswert.ENTGELTLICHE ANZEIGEInnovation und Abwechslung in der IT-BeratungFür Priscila stand eines schon immer fest: „Ich wollte einen Be-ruf mit viel Abwechslung, mich mit innovativen Themen aus-einandersetzen und konstant dazulernen.“ Damals hatte sie an eine Karriere als IT-Expertin noch gar nicht gedacht. „Ich habe ein BWL-Studium absolviert“, erzählt sie. „Im dritten Semes-ter legte ich einen besonderen Fokus auf die Themen Finanzen und Informationsmanagement. Gleichzeitig lernte ich bei mei-ner Arbeit im Forschungszentrum des Fraunhofer Institut für Wirtschaftsinformatik den IT-Bereich näher kennen – und zwar genau die Schnittstelle zwischen Business und IT.“ Für Priscila ein Volltreffer. Das Interesse an der IT wurde immer größer und bis heute hat sich eine Leidenschaft für IT-Themen entwickelt. Diese Begeisterung bringt sie jetzt seit gut einem Jahr bei Ac-centure ein. Ihre Erwartungen an das Unternehmen und an ihre Aufgaben wurden erfüllt. „Hier kann ich meine Neugier ausle-ben“, erzählt die IT-Expertin. „Die IT ist ein hoch volatiles Feld, das sich stets weiterentwickelt. Das gibt mir die Möglichkeit, neue Dinge zu ergründen, immer am Ball zu bleiben und Neues zu entdecken.“Priscila passt perfekt in dieses dynamische Arbeits-umfeld. „Meine Freunde beschreiben mich als ext-rovertiert, positiv verrückt und zugewandt. Und da ist schon was dran“, erzählt sie schmunzelnd. „Ich sprühe oft nur so vor Energie.“ Umso wichtiger ist ihr, dass bei Accenture immer im Team gearbeitet wird. Ihr Lieblingskollege sei eher ruhig und zurück-haltend: „Er ist ein wunderbarer Gegenpol“, meint Priscila. „Er lenkt meine Energie in die richtigen Bahnen, wenn es mit dem Tatendrang etwas zu viel wird. Das tut mir gut.“ Gezielte Förderung und Zeit für persönliches EngagementPriscila ist begeistert, weil Accenture viel in seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert. Sie weiß, dass das nicht selbstverständlich ist: „Ich ken-ne es auch anders“, sagt die IT-Expertin. „Bei mei-nen ehemaligen Arbeitgebern musste ich um jedes Training kämpfen. Eine mögliche Genehmigung zog sich teilweise ewig hin, und ich bezahlte Trainings dann meist selbst. Bei Accenture sind Trainings selbstverständlich. Sie gehören dazu und es wird er-wartet, dass man sie absolviert. Auf die Frage, was für sie persönlich Accenture als Arbeitgeber besonders macht, sagt sie kurz und knapp: Freiheit. „Ich bin momentan vier Tage im Home-Office und habe gerade genehmigt bekom-men, einen Monat von Brasilien aus zu arbeiten. Das ist nicht selbstverständlich“, betont sie. Im Ein-klang mit den Kundenprojekten und der eigenen Lebensplanung kann man bei Accenture seinen Ar-beitsvertrag individuell gestalten. „Außerdem gibt es viele Möglichkeiten und Aktionen, bei denen man sich ehrenamtlich engagieren kann“, erzählt Priscila. „Wir können beispielsweise in Refugee-Workshops Flüchtlingen beim Schreiben von Bewerbungen un-terstützen, oder Stunden spenden. Das finde ich per-sönlich bereichernd.“ Mehr zu Priscila und einer Karriere bei Accenture gibt es unter accenture.com/MakeADifferenceEnergiebündel, positiv verrückt und extrovertiert – genau die richtige Mischung für AccentureAufstieg• Tipps & Infos für den JobeinstiegSteve JobsPhrasenschweinMenschen, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind diejenigen, die es auch tun.24„Saiten sind sensibel wie Spaghetti. Und nicht je-der will sie al dente“, so erklärt der technische Chef der Wiener Saitenmanufaktur die über 1.500 ver-schiedenen Modelle. Für Stars wie Anne-Sophie Mutter, Ray Brown sowie die Wiener Philharmo-niker kommen noch Sonderanfertigungen hinzu. In der fast hundertjährigen Unternehmensge-schichte waren der Kreativität kaum Grenzen ge-setzt. Die Gründer, Maschinenbauingenieur Otto Infeld und Geigenbauer Franz Thomastik, verar-beiteten erstmalig Stahldraht. Inzwischen wer-den High-Tech-Materialien, wie Kunststoffe aus der Weltraumtechnik oder biokompatible Werk-stoffe wie Titan, zu haarfeinen Fäden verarbeitet. Nach Fertigstellung wird jede einzelne Saite noch einmal von Hand geprüft. Stiefsohn Peter Infeld machte sich übrigens nicht nur als Musiker und Saitenproduzent einen Namen, seine 12.000 Wer-ke umfassende Kunstsammlung kann bei freiem Eintritt im ‚Infeld Haus der Kultur‘ im Burgenland und auf Krk besichtigt werden. Sitz 1050 WienGründung 1919MitarbeiterInnen rd. 200Umsatz 22 Mio. EuroÖsterreichische Weltmarktführer ..., die keiner kennt:Thomastik-Infeld• Tipps & Infos für den JobeinstiegDr. Claudine Kraft, Gruppenleiterin an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL), einem Joint Ven-ture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien, erhielt Ende 2017 einen mit rund zwei Millionen Euro dotierten ‚ERC Con-solidator Grant‘ der Europäischen Union. Die Molekularbiologin erforscht mit ihrem Team die Abfallentsorgung unserer Zellen. Denn treten da-bei Defekte auf, können Krebs und neurologische Erkrankungen entstehen. Insbesondere werden die ForscherInnen der Frage nachgehen, wie die Abfallsäcke der Zelle gebildet und wie sie zu den Verbrennungsanlagen transportiert werden. Ziel sind mögliche neue Therapien.Fetzige ForschungMolekularbiologin Claudine KraftHättest du im Juli 2010 für 1.000 USD Tesla-Aktien gekauft,so wären diese heute sage und schreibe 21.515 USD wert. (Stand Juni 2017) Börsentipps von gesternTipp von Anita Ring Expertin Karriereservice UniportKenne deinen Wert!Welche Faktoren beeinflussen dein Gehalt? 1) Position & VerantwortungDie Stelle selbst ist ein wichtiger Einflussfaktor auf das Gehalt. Welche Voraussetzungen erfordert die Position? Sucht die Firma Hochschul-AbsolventInnen oder ist eine andere Ausbildung ausreichend? Welche Aufgaben umfasst die Position? Je höher die Ansprüche und spe-zifischer die Anforderungen, desto höher das Gehalt. Es ist deshalb besonders wichtig, die Stellenbeschreibung genau durchzulesen. Inkludiert die Stelle auch Perso-nalverantwortung, dann steigt ebenfalls das Gehalt.2) Branche Es gibt Branchen, die mehr am Ende des Monats auf dem Konto versprechen, z.B. die Pharmaindustrie, der IT-Bereich oder große Unternehmensberatungen. Niedrigeres Gehalt ist in den Branchen ‚Soziales‘, ‚NGOs‘ oder ‚Medien‘ zu erwarten.Weitere Faktoren in der kommenden Rise-Ausgabe.25• Cover Story27Rita steht am Flipchart, den grünen Stift in der einen, zwei weitere Farben in der anderen Hand, und blickt in die Gesichter der TeilnehmerInnen. In der ersten Reihe tuschelt die Marketingchefin mit einem Mitarbeiter. Rita zieht die Augenbrauen zu-sammen, schaut übertrieben streng zu den beiden hinüber, und der ganze Raum lacht. „Früher bin ich in solchen Situationen schnell nervös gewor-den“, erzählt die 36-jährige Innovationsberaterin später, „in einem Workshop bist du darauf ange-wiesen, dass alle mitmachen, dir zuhören und sich von dir führen lassen – ganz gleich, ob es sich um den 50-jährigen Unternehmenschef handelt oder einen jungen Mitarbeiter. Du musst immer als Expertin auftreten, auch wenn du dich wenige Wochen zuvor zum ersten Mal mit der Thematik auseinandergesetzt hast.“ Rita trägt ein moder-nes graues Kleid, darüber ein Jackett und flache Schnürschuhe – für eine Unternehmensberaterin fast schon ungewöhnlich leger, strahlt sie trotz-dem Selbstbewusstsein und Kompetenz aus. Sie weiß, was sie tut: „In einem Workshop ist profes-sionelles Auftreten natürlich ganz wichtig. Aber inzwischen muss ich mich nicht mehr verkleiden, um mich sicher zu fühlen. Ich bin auch ohne Ho-senanzug, Bluse und Pumps senior.“Die Fragen nach der passenden Kleidung, der richtigen Ansprache und den individuellen Bran-chen-Codes tauchen spätestens vor dem ersten Bewerbungsgespräch auf und sind nicht selten mit Zweifeln und Zukunftsängsten verbunden. Wie sehr muss ich mich in meinem Job verbiegen? Warum herrscht in so vielen Branchen noch immer Anzugs -pflicht? Und was bedeutet das eigentlich für die Karriere von Frauen? Wir haben mit ExpertInnen über den Sinn und Unsinn von Business-Codes gesprochen, hinter die Fassade von Start-ups und Traditionsunternehmen geschaut und ge-lernt, dass Architektur den Teamspirit beeinflussen kann. Text von Miriam KummerIllustrationen von Clara BerlinskiIndividualität vs.KonformitätWarum der Daimler-Chef neuerdings Sneakers trägt und Unternehmens-beraterInnen im Business-Outfit die richtigen Signale setzen.• Cover Story28te bzw. weiße Bluse, Stiftrock und Pumps, man-che wiederum verlangen ausdrücklich schwarze Jeans, schwarze T-Shirts und schwarze Sneakers – die Kleidung soll somit ein klares Signal an die adressierte Klientel sein.“ Zugleich dienen Uni-formen – gleich in welcher Ausprägung – aber auch schlichtweg dazu, Komplexität zu reduzie-ren. „Würden KellnerInnen Straßenoutfits tragen, wüssten wir nicht, wen wir ansprechen sollen, um eine Bestellung aufzugeben“, fügt Philipp Hofstät-ter hinzu. Als Trend- und Zukunftsforscher beim Zukunftsinstitut in Wien beschäftigt er sich zwar primär mit zukünftigen Trends – doch wer die Zukunft interpretieren will, muss erst einmal die Vergangenheit verstehen.Ja klar, den Outfitzwang beim Kellnern kennen wir aus unserer eigenen jüngsten Vergangenheit. Als zukünftige AkademikerInnen ist unsere Hoff-nung, uns nicht mit dem Thema ‚Uniform‘ ausein-andersetzen zu müssen – es sei denn, wir werden Arzt oder Ärztin, PilotIn, ApothekerIn oder ar-beiten in einem Labor. Doch auch in Anzug oder Kostüm erfüllt man eine gewisse Signalwirkung, erklärt Hofstätter: „Wenn ich beim Unterneh-mensberater oder Bankberater bin, und dieser Mensch ist ordentlich gekleidet, interpretiere ich: ‚Dann wird er wohl auch ordentlich mit meinem Geld oder meinem Unternehmen umgehen.‘“ Die subtile Kommunikation liefe immer unterschwel-lig mit, und diese Kausalität habe sich so in den Köpfen manifestiert, dass selbst die/der Arbeitge-berIn dem Irrglauben unterläge, ordentlich geklei-dete MitarbeiterInnen würden auch ordentliche Arbeit leisten.Positiv betrachtet kreieren Kleidervorschriften in Unternehmen ein Zusammengehörigkeitsgefühl, sind Teil eines Spirits und zeugen von Respekt gegenüber den KundInnen. Schließlich sei es ein großer Unterschied, ob ich mit einem lässigen Outfit in meiner Freizeit Geld ausgebe oder ob ich Geld verdienen möchte, betont Claudia Bayer, ebenso wie Michaela Schwarzinger, HR-Manage-rin von KPMG. In welche Richtung möchte ich mich entwickeln? Welche Jobs kommen für mich in Frage, und muss ich mich dann das restliche Leben in einen Anzug zwängen? In unseren Köpfen trägt der ‚Ernst des Lebens‘ meistes ein Business-Outfit, wie früher die Eltern, wenn sie dich morgens vor der Schule ab-setzten oder am Abend von der Arbeit heimhetz-ten. Die Mutter, die endlich die Pumps ausziehen durfte, oder der Vater, der die Krawatte lockerte und das Jackett über den Sessel hing. Werden wir jetzt zu denselben Spießern wie unsere Eltern? Ist der Anzug die Uniform im Hamsterrad? „Viele Stu-dierende haben Angst vor dem Moment, in dem sie auf einmal ein Business-Outfit tragen müssen. Da fängt plötzlich der Ernst des Lebens an, es ist die Angst vor der Veränderung, Angst vor etwas Unbekanntem“, erklärt Karriereexpertin Claudia Bayer von Uniport. Doch gibt es in Zeiten, in denen man in Jogginghose im 5SterneHotel einchecken kann, ohne dabei komisch angesehen zu werden, noch derart stren-ge Richtlinien? „In der Beratungsbranche herrscht natürlich noch immer ein gewisser Konformi-tätszwang. In unserem kleinen Unternehmen, das sich auf den Bereich ‚Innovation‘ spezialisiert hat, ist das aber mit Sicherheit nicht so streng wie anderswo“, vermutet Rita. Prof. Eva Flicker, Sozio-login der Universität Wien, konnte in den vergan-genen Jahren beobachten, dass analog zum allge-meinen sozialen Wandel die Anzahl der Branchen, in denen Berufskleidung vorgeschrieben ist, klei-ner wird. Die Soziologin der Universität Wien weiß über die Symbolwirkung von Kleidung, die auch heute noch in vielen Branchen eingesetzt wird: „Manche Berufskleidung hält sich aus Traditions-gründen, auch wenn sie absolut nicht funktional bzw. bequem ist.“ Durch das Aussehen und Auftre-ten der MitarbeiterInnen könne das Unternehmen Werte und ideologische Dispositionen signalisie-ren. Ein sehr deutliches Beispiel hierfür sei, laut Flicker, die Gastronomie: „Manche Restaurants verlangen von KellnerInnen weißes Hemd, Anzug, Krawat-Audit Tax Advisorykpmg.at/karriereNehmen Sie Ihre Karriere in die HandTheresa Tanzer ManagerKollegen. Persönlichkeiten.Menschen. Gewinner.RISE_190x265_03-2018_RZ.indd 122.02.2018 09:38:42Mag. Philipp Hofstätter Trend- und Zukunftsforscherim Zukunftsinstitut WienMag. Michaela SchwarzingerLeitung HR Managementbei KPMG in Österreich• Cover StoryAudit Tax Advisorykpmg.at/karriereNehmen Sie Ihre Karriere in die HandTheresa Tanzer ManagerKollegen. Persönlichkeiten.Menschen. Gewinner.Next >